Warum uns der Heißhunger plagt, wenn wir müde sind

Wer schlank bleiben will, sollte darauf achten, genug Schlaf zu bekommen. Übermüdete Menschen haben einem gesteigerten Appetit. Das könnte an einem System liegen, dass auch nach dem Kiffen anspringt.

Menschen, die übermüdet sind, haben mehr Endocannabinoide im Blut. Das hat Folgen

Bei Menschen, die versuchen, ein möglichst gesundes Leben zu führen, also Wasserflaschen mit sich führen, Treppen steigen und Chiasamen kaufen, gibt es einen neuen Trend: Gesunder Schlaf ist die neue gesunde Ernährung.

Man achtet nicht mehr nur auf die Vitamin-, sondern auch auf die Ruhezufuhr. Tatsächlich hat die Schlafforschung riesige Fortschritte gemacht. Es wird immer klarer, wie wichtig es für Geist und Körper ist, erholsam und in richtiger Länge – nicht weniger als sieben und nicht mehr als neun Stunden – zu schlafen.

Immer deutlicher wird auch, wie eng Schlaf und Ernährung zusammenhängen. Menschen, die auf Dauer zu wenig schlafen, haben ein erhöhtes Risiko, übergewichtig zu werden. Wenn Studienteilnehmer nachts wach gehalten werden, steigt etwa ihre Insulinempfindlichkeit, ihr Hunger nimmt zu, sie essen mehr. Wer schlank bleiben will, sollte nachts nicht so oft durchmachen. Aber warum ist das so?

Rezeptoren springen auch nach Konsum von Cannabis an

Man braucht mehr Energie, wenn man nicht ausgeruht ist, der Kalorienbedarf übermüdeter Menschen ist höher, auch das haben Studien gezeigt. Aber nicht sehr viel höher. Als Forscher der Universität Chicago die Teilnehmer einer Studie nachts nach nur viereinhalb Stunden aus dem Bett holten, aßen die Übermüdeten am nächsten Nachmittag viel mehr, als nötig gewesen wäre, um das Energiedefizit auszugleichen.

An der kleinen Studie nahmen 14 Männer und Frauen teil, zwischen 18 und 30 Jahre alt, gute Schläfer. Vier Tage lang durften sie achteinhalb Stunden im Bett bleiben. Dann folgten vier Tage mit den unangenehm verkürzten Nächten.

Der Schlaf der Teilnehmer wurde genaustens vermessen, sie wurden zu ihrer Stimmung befragt, in ihrem Blut wurde immer wieder der Spiegel verschiedener Hormone bestimmt, darunter die des Stress regulierenden Cortisols und des appetitanregenden Ghrelins.

Außerdem maßen die Forscher den Gehalt an Endocannabinoiden im Blut. Das sind körpereigene Stoffe, die an dieselben Rezeptoren im Gehirn binden wie die Cannabinoide aus der Cannabispflanze.

Wenn diese Rezeptoren aktiviert werden, steigt der Appetit. Aus diesem Grund stürmen zum Beispiel Menschen, die auf einer Party zu viel gekifft haben, gern mal den Kühlschrank der Gastgeber.

Vor Müdigkeit dem Drang zum “Lustessen” ausgeliefert

Deshalb auch, so vermuten die Forscher, konnten sich die Probanden nach den kurzen Nächten kaum zügeln, als sie am vierten Nachmittag an ein Büfett durften. Auf dem Büfett lagen vor allem süße und salzige Snacks. Nicht gesund, aber lecker.

Der Endocannabinoid-Spiegel der Probanden war stets im Laufe des Tages angestiegen und hatte am frühen Nachmittag seinen Höhepunkt erreicht. Nach Nächten, in denen die Probanden nicht ausreichend schlafen durften, stieg der Spiegel auf höhere Werte an. Ihre Rezeptoren waren stärker aktiviert.

Die übermüdeten Teilnehmer sagten, dass sie den Snacks einfach nicht widerstehen konnten, sie fühlten sich auch nicht so schnell satt wie an ausgeschlafenen Tagen. Sie waren, schreiben die Forscher, dem Drang zum “Lustessen” stärker ausgeliefert. Ihr Belohnungssystem war vor Müdigkeit aus dem Takt geraten.

Vielleicht hätte ein Nachmittagsschläfchen geholfen – um dem Büfett zu entgehen.

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